Migration auf SAP S/4HANA – Basics (Teil I)
Am 03.02.2015 hatte die SAP ihre neue Produktlinie SAP S/4HANA inkl. zahlreicher neuer Features mit der neuen HANA-Datenbanktechnologie und den Cloud-Plattformmodellen veröffentlicht. Es handelt sich dabei keineswegs um ein Upgrade des SAP ERP, sondern um eine neue Business Suite der vierten Generation aus dem Hause SAP. Im Kontext von Big Data ermöglicht die HANA-in-memory-Technologie eine schnellere Berechnung der Datenbankprozesse in Echtzeit, was zusätzlich durch passende Cloud-Optionen durchaus einen Wettbewerbsvorteil darstellen kann. Da es sich jedoch um eine neue Business Suite für die ERP-Landschaft eines Unternehmens handelt, benötigt die Integration von SAP S/4HANA je nach Systemgegebenheit eine komplexe Überführung. Dazu gehören nicht nur prozessuale und architektonische Anpassungen, sondern vor allem auch die Überarbeitung und Definition von Berechtigungen innerhalb der neuen SAP-Landschaft. Diese Maßnahmen sollten nicht nur im Hinblick auf die Erneuerung der IT-Landschaft und die damit einhergehende Verbesserung von Wettbewerbspositionen in Betracht gezogen werden, sondern auch, weil die SAP zum heutigen Stand für das SAP ERP nur noch bis 31.12.2025 einen Support, Updates und Lizenzen anbieten wird.
Um die Umstellung auf SAP S/4HANA im Berechtigungskontext so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten, werde ich in dieser mehrteiligen Blogserie zum einem auf die Basics und zum anderen auf den Migrationsprozess eingehen. In diesem Blog werden nachfolgend wichtige Grundlagen vermittelt. So können Sie in das relativ neue Thema sicher einsteigen und wissen, welche Herausforderungen und Lösungen Sie mit dieser neuen Produktlinie erwartet, da eine 1:1 Überführung von der alten zur neuen Lösung nicht möglich sein wird.
Table of Contents
Erste Schritte: Die Wahl des „SAP S/4HANA Deployments“
Bevor Sie sich über Ihre Berechtigungen und die Provisionierung der Endanwender Gedanken machen, sollte im Vorfeld geklärt werden, welches SAP S/4HANA-Einsatzszenario sich für Ihre IT-Infrastruktur anbietet. Unterschieden wird zwischen vier Produktvarianten, deren Kompatibilität für die jeweilige Unternehmensstruktur individuell geprüft werden muss. Um diese Herausforderung greifbarer zu machen, stelle ich Ihnen hier die „SAP S/4HANA Deployments“ vor:
SAP S/4HANA AnyPremise: On-Premise or managed by cloud provider Hyperscalers
- Lokale ERP-Lösung (Cloud Additive sind möglich)
- Äquivalenz zum derzeitigen ERP mit selbstgehosteten Server oder durch einen externen Host
- Infrastruktur und Software liegt in der Hand des Kunden (exkl. Support)
- Einsatz von 3rd Party Tools und unterschiedliche GUIs möglich
SAP S/4HANA Cloud essentials edition (ES)
- Cloudbasierte ERP-Lösung auf geteilter Instanz (ohne lokale Schnittstellen)
- SaaS: Software as a Service
- Infrastruktur und Software wird über die SAP geliefert (inkl. Berechtigungen)
- Kein Einsatz von 3rd Party Tools und unterschiedliche GUIs möglich
SAP S/4HANA Cloud extended edition (EX)
- Cloudbasierte ERP-Lösung mit dedizierter Instanz (ohne lokale Schnittstellen)
- SaaS: Software as a Service
- Infrastruktur und Software wird über die SAP geliefert (exkl. Berechtigungen)
- Einsatz von 3rd Party Tools und unterschiedliche GUIs möglich
SAP S/4HANA AnyPremise Private Cloud managed by SAP (HEC)
- Cloudbasierte ERP-Lösung mit SAP Server
- IaaS: Infrastructure as a Service
- Infrastruktur wird über die SAP geliefert (exkl. Software und Berechtigungen)
- Einsatz von 3rd Party Tools und unterschiedliche GUIs möglich
Auf Basis dieser Einordnung ist schon ersichtlich wie weitreichend die Auswirkungen sein können, je nach Wahl der Produktvariante. Sie sollten bei der Entscheidungsfindung beachten, dass wichtige Faktoren bspw. der Umfang des Einsatzes von Cloudfeatures, Anzahl der Eigenentwicklungen und die Komplexität Ihrer Unternehmensstruktur sind. Des Weiteren müssen Sie individuell entscheiden, wie autark Sie Ihr System und die Server administrieren möchten, wobei auch die monetäre Kalkulation eine Rolle spielt.
Welcher Ansatz ist der Richtige für mich: Brown- oder Greenfield?
Nachdem Sie sich mit den Ansätzen und Oberflächen für SAP S/4HANA auseinandergesetzt haben, stehen Sie nun vor der Entscheidung, wie Sie dies in Ihrem System abbilden können. Da es sich bei SAP S/4HANA um eine neue Produktlinie handelt, kann das Berechtigungskonzept nicht einfach vom SAP ERP (ECC) in das SAP S/4HANA überführt werden. Hierbei gilt es zwischen zwei Ansätzen zu unterscheiden: Greenfield und Brownfield. Definiert werden die beiden Überführungsansätze wie folgt:
Greenfield
Beim Greenfield-Ansatz wird das SAP S/4HANA-System unabhängig von der bestehenden Systemlandschaft komplett neu installiert und dabei die relevanten Daten aus dem Altsystem in dieses überführt. Bei diesem Vorgehen sollte man idealerweise nur die tatsächlich benötigten Daten migrieren. Die Überführung des Systems bezieht sich dabei auf die Prozesse bzw. Berechtigungsausprägungen und müssen somit in das neue System integriert und angepasst werden. Zudem bietet SAP S/4HANA viele Zusatzfeatures schon im Standard, sodass die kundeneigenen Entwicklungen nochmals verifiziert werden sollten, auch im Hinblick auf die technische Integration.
Außerdem gibt es noch den Ansatz der Greenfield-Neuimplementierungen, der bei SAP-Neukunden stattfindet, die gar keine Bestandsdaten aus alten SAP-Systemen überführen können. Hierbei müssen zunächst alle Prozesse in SAP grundlegend definiert werden.
Brownfield
Das bestehende SAP-System ERP 6.0 wird auf das neue SAP S/4HANA-Release (z.B. 1909 Initial Stack) migriert. Dabei müssen Sie jedoch beachten, dass dies nur angewendet werden kann, wenn das derzeitige Berechtigungskonzept und die Eigenentwicklungen standardkonform aufgebaut worden sind.
Im Hinblick auf die technischen Definitionen ist ersichtlich, dass Sie bei der Überführung vor allem darauf achten müssen, ob Sie im Standard Ihre Rollen und Eigenentwicklungen bauen, die Prozesse klar definiert sind und Ihre Systemstruktur bezüglich Komplexität und Funktion direkt überführbar ist.
Fazit
Durch SAP S/4HANA ergeben sich viele neue Möglichkeiten und der Einsatz von wettbewerbsfähigen Features. Um diese effektiv einsetzen zu können, muss die neue Produktlinie jedoch erst einmal in Ihr System integriert werden. Damit Sie im Vorfeld schon wissen, was Sie alles beachten müssen, bietet Ihnen die Xiting eine Systemanalyse inkl. SAP S/4HANA Readiness Check an. Dabei können wir Ihnen nicht nur technisch helfen, sondern Ihnen auch projektbasierte Unterstützung durch erfahrene Berater anbieten. Falls Sie mehr über unsere Best-Practice-Vorgehensweise erfahren möchten oder vor einer SAP S/4HANA-Migration oder einem Redesign eine umfassende Beratung benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Darüber hinaus bieten wir Ihnen eine Vielzahl von verschiedenen Services und Produkten an, um Sie bei der Wartung Ihres Berechtigungswesens zu unterstützen. Überzeugen Sie sich einfach selbst und schauen Sie bei einem unserer wöchentlichen Webinare vorbei.
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Ein Überblick der neuen Produktlinie der 4. Generation und deren Eigenschaften im Berechtigungskontext
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